Am Landestheater Detmold führt Joan Anton Rechi die geplatzten IIlusionen der Lady Macbeth von Mzensk vor.
Von Andreas Berger
Ein alter Benz steht im Mittelpunkt von Joan Anton Rechis Inszenierung der Lady Macbeth von Mzensk am Landestheater Detmold. Das zwar wenig russische, aber allgemein anerkannte Potenzsymbol gibt Dmitri Schostakowitschs deftigem Triebdrama einen passenden optischen Fokus. Am Steuer der alte, gleichwohl noch immer lüsterne Boris, während sich Schwiegertochter Katerina Ismailowa gelangweilt aus dem Fenster lehnt und von ihrer Unerfülltheit singt (in Detmold auf Deutsch). Die liegt vor allem im Sexuellen. Ihr zaghafter Gatte Sinowi ist ihr nicht gewachsen – Ji-Woon Kim singt ihn mit feinem Tenor und schüchtern-verzweifeltem Gestus, nicht mal die Bauern und Dienstboten haben vor ihm Respekt.
Erst beim Schürzenjäger Sergej kommt Katerina auf ihre Kosten. Zoran Todorovich stemmt die Töne mit reifem Tenor selbstbewusst in den Raum. Er macht sich erst über Köchin Axinja her, von Lotte Kortenhaus mit klarem Mezzo gesungen. Zur Strafe greift ihm Herrin Katerina ins Gemächt und fordert Respekt für die Frau. Rechis emanzipatorische Handlung endet aber schnell in Lust: Nicht unlieb lässt sie sich auf ein Armdrücken mit Sergej ein, weiteres Kräftemessen im Geschlechterkampf. Später lässt sie ihn zur Liebesnacht ins Auto. Axinja wird bei Rechi mit einem Ring, wohl Katerinas Ehering, abgefunden. Eine merkwürdige Form weiblicher Solidarität auf dem Weg zur sexuellen Selbstbestimmung.
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