Daphne im Schnee: An der Berliner Staatsoper schockfrostet Romeo Castellucci Strauss’ späte Oper. Die karge Bühnenlandschaft gemahnt auch an die extremen Folgen des Klimawandels.
Von Antonia Munding
Ein mickriges Feuerchen im Schnee, dahinter ein Feld junger Nadelbäume, im Vordergrund eine kahle Birke. Eigentlich spielt Richard Strauss‘ Daphne in einer bukolischen Frühlingslandschaft. Doch über die Berliner Staatsopernbühne stapfen statt griechischer Hirten arktische Förster in blauen und roten Funktionsanzügen. Sie sind die einzigen Farbtupfer in einem Bild voller Kälte und Vereinsamung – während sich aus der Oboe Daphnes sehnsüchtiges Motiv in die Höhe schwingt.
Richard Strauss‘ Spätwerk ist selten Gast auf einer deutschen Opernbühne, in Berlin war der Einakter zuletzt vor 25 Jahren zu sehen. Die Gründe liegen teils in den verschrobenen Dialogen Joseph Gregors – der für den vor den Rassegesetzen geflohenen Stefan Zweig als Librettist einsprang und sich (unter heftigen Querelen mit dem Komponisten) an einer modernen Version des populären Daphne-Stoffes versuchte –, teils an Strauss‘ komplexer Musik, die nach kammermusikalischer Finesse und großen dramatischen Bögen verlangt – ein rastloses Auf und Ab, dessen gemischte Tonlage zwischen dionysischem Überschwang und lyrisch apollonischer Zurückhaltung eine Herausforderung für alle Sängerinnen und Sänger darstellt, insbesondere für die Titelpartie.
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