Die Oper Frankfurt zeigt die deutsche Erstaufführung von Carl Nielsens Maskerade in der Regie von Tobias Kratzer. Nach zähem und allzu grauem Beginn nimmt die erst spät an Fahrt und Farben auf.
Von Franziska Stürz
Ein bisschen Glamour darf auch in Frankfurt mal sein: In Anwesenheit von Prinzessin Benedikte zu Dänemark, der Schwester der Königin, fand am letzten Oktobersonntag erstmals eine Aufführung der als dänische Nationaloper bezeichneten Maskerade von Carl Nielsen an der Oper Frankfurt statt. Dieser komponierte das Werk 1906, inspiriert von Mozart, Rossini, Strauß und Offenbach, aber auch von Wagners Meistersingern und Verdis Falstaff. Für Frankfurt gibt es eine neue deutsche Textfassung von Martin G. Berger, der sich das auf Ludvig Holbergs Komödie von 1724 basierende, in Versen gehaltene Originallibretto zunächst von Hans-Erich Heller hat übersetzen lassen, um es dann an die heutige Sprache anzupassen
Für den Regisseur Tobias Kratzer hat die deutsche Erstaufführung durchaus den Charakter einer Uraufführung, und er gibt dem eigenwilligen Text, einem „Reim-Tsunami“, der bereits im dänischen Original von Vilhelm Andersen mit derben Kraftausdrücken, Wort-Neuschöpfungen, hinterwäldlerischem Dialekt und Lautmalerei gespickt wurde, eine zentrale Position in seiner Inszenierung. Eine überdimensionale, bewegliche Projektionswand mitten im Bühnenraum zwingt das Zuschauerauge dazu, den gesamten dreistündigen Abend mitzulesen, wie gut sich „Parade“ auf „Maskerade“ reimt, oder „Röschen“ auf „Höschen“ und „Balsamdöschen“. Und weil das schnelle Lesen so viel Aufmerksamkeit fordert, verpasst man einiges vom fein gespielten Witz des höchst agilen großen Ensembles auf der ansonsten ziemlich leeren, anthrazitfarbenen Bühne von Rainer Sellmaier mit ihren vielen Spiegeltüren.
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